Analoge Woche die Dritte oder Voigtländer Bessamatic meine störrische Diva

Analoge Woche – die Dritte

 

  Ich wage mich wieder an eine analoge Woche. Dieses Mal gib es für euch Bilder aus der letzten analogen Woche zu sehen. Da hatte ich meine alte Diva – die Voigtländer Bessamatic im Einsatz. Die Bessamatic ist ein wahrgewordener Traum aus einer anderen Zeit. Ich erstand sie bei Ebay für ca. 20,00 €. Äußerlich ist sie sehr schön erhalten. Eine schöne passende Bereitschaftstasche ist auch dabei.

 

Die Bessamatic besteht aus einem schweren Metallgehäuse und war eine der erfolgreichsten deutschen Kleinbild-Spiegelreflexkameras der 50er und 60er. Alle Modell-Varianten mitgezählt wurden um die 240.000 Stück von 1958 bis 1969 hergestellt.

 

  Die Bessamatic verfügt wie die meisten Zentralverschlusskameras über keinen Rückschwingspiegel, d.h., dass nach Auslösung der Kamera der Sucher schwarz bleibt und der Spiegel erst nach erneutem Spannen des Verschlusses wieder in den optischen Gang herabgelassen wird. Wegen der komplizierten Mechanik galt sie als schwer reparierbar, nichtsdestotrotz war sie robust und zuverlässig. Folgende Beschreibung des Auslösevorgangs habe ich in der Bedienungsanleitung gefunden:

 

Mit dem Spannen des Verschlusses am Schnellaufzug wird der Film transportiert, das Bildfenster durch die Abdeckklappe abgedeckt, der Spiegel in Sucherstellung geschwenkt, die Blende geöffnet, der Verschluss zur Betrachtung des Sucherbildes geöffnet. Mit dem Druck auf den Auslöser schließt sich der Verschluss, die Blende springt ein, der Sucherspiegel klappt nach oben, ihm folgt die Abdeckklappe, die schützend vor dem Film liegt, und nun belichtet der Verschluss durch Öffnen und Schließen. Trotz dieser zahlreichen Funktionen, die mit dem Druck auf den Auslöser in Gang gesetzt werden, beträgt die Belichtungsverzögerung nur etwa 1/50 Sekunde.

 

Meine Bessamatic lieferte nach dem ersten entwickelten Film ein katastrophales Ergebnis. Alle Bilder waren für die Tonne, denn sie löste zu spät aus. Das bedeutet, wenn ich den Auslöser drückte dauerte es ca. 1-10 Sekunden, bis der Auslösevorgang durch geführt wurde. Die langen Belichtungszeiten waren da ein kleines bisschen zuverlässiger. Nach dieser Erfahrung lag sie erst mal einige Monate im Schrank. Jedoch nahm ich sie mir dann doch mal zur Brust. Nach langer Recherche und etlichen Meldungen, wie: „wenn sie defekt ist, ist nahezu unreparierbar“  fand ich dann eine sehr schöne Anleitung, mit verharzten Kameras und speziell mit der Bessamatic umzugehen. Ich legte sie in die Sonne, damit sie schön warm wird. Dadurch wird das verharzte Öl auch dünnflüssiger. Wenn die Kamera schön warm ist, dann sollte der Auslöser sehr oft ausgelöst werden. Das könne die Verharzung oft lösen.  Alternativ kann man die Kamera auch bei 50 Grad in den Backofen legen. Aber bitte nicht auf mich schieben, wenn es nicht funktioniert!!! Ich hatte jedoch Erfolg, nachdem ich die Kamera einen gesamten Nachmittag durch ausgelöst hatte. Der Verschluss funktioniert jetzt auf jeden Fall.

 

Neben dem üblichen Stativgewinde am Gehäuse verfügt die Kamera über eine angebaute kleine Dreipunktauflage für stabilen und balancierten Stand auf flacher Oberfläche. Der Filmzähler zählt Rückwärts zählender Filmzähler. Sehr interessant ist bei der Bessamatic die Einstellung der richtigen Belichtung. Ohne Bedienungsanleitung tat ich mir sehr schwer bei der Bedienung, da das Konzept der Belichtung doch etwas anders als bei den schönen neuen digitalen Kameras heutzutage ist. Der Belichtungsmesser ist mit einer Zeit - Blenden - Wahl gekuppelt.  Das heißt, die Einstellung der Zeit- Blendenkombination erfolgt mit Hilfe eines sogenannten Nachführzeigers. Hierbei wird zuerst die Zeit eingestellt und dann die Blende mit einem Drehknopf auf der linken oberen Seite  "nachgeführt". Im Sucher wird der Zeiger mit einer runden Nachführmarke mit der durch den Belichtungsmesser geführten Zeigernadel zur Deckung gebracht. Dann stimmt die Belichtung. Man kann nun auch gezielt über- oder unterbelichten. Wenn nun die Blende oder die Zeit geändert werden, bleibt der Belichtungswert erhalten.

eine wunderbare Haptik
eine wunderbare Haptik

Weiterhin hat die Bessamatic auch meinen geliebten Schnittbildindikator mit zugehöriger Mattscheibe. Da passierte es mir dann doch öfter, dass ich vergaß scharf zu stellen.

 

Ein Problem ist die offene Blende. Auch eine Blende von „nur“ f 2,8 ist im Vergleich zu meinen offenen 3,5 oder 4  bei meiner Digitalen mit eingebauten Crop dann doch ein sehr kleiner Schärfebereich. Hier stellte ich dann doch ein paar unscharfe Bilder fest nachdem ich nach dem Scharf-Stellen die Kamera geschwenkt hatte und dadurch  meinen scharfen Fokuspunkt verschoben hatte.

 

Aber es ist auch unwahrscheinlich schön, mit der Bessamatic zu fotografieren. Das Gewicht, die wertige Ausführung (der Preis lag 1959 bei ca. DM 470,--  nur für das Gehäuse) und auch das Gefühl eine hochwertige Mechanik in der Hand zu halten, die um einiges älter als man selbst ist.

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Kommentare: 5
  • #1

    Heiner Knebel (Freitag, 12 Oktober 2012 12:20)

    Ich besitze diese Kamera mit unbenutzten Teleobjektiv Voigtländer Super-Dynarex 1:4/135 sowie drei verschiedene unbenutzte Blenden und Gegenlichtblende.War ein Jubiläumsgeschenk für meinen Vater als Chefarzt- hat sie aber nur sehr selten benutzt. Würde diese Vitrinenstück gerne verkaufen.

  • #2

    Heiner Knebel (Freitag, 12 Oktober 2012 12:22)

    Mein Handy:01782853944

  • #3

    LeBleuBeau (Freitag, 12 Oktober 2012 22:58)

    Ich darf Sie herzlich einladen in der Flickr Gruppe:

    http://www.flickr.com/groups/bessamatic/

    Ihre Erfahrungen und Bilder zu teilen.

    MfG
    LeBleuBeau

  • #4

    patrick galle (Donnerstag, 28 Februar 2013 22:37)

    kann mir jemand helfen ??? der vater meiner chefin besitzt solch eine kamera leider nach einem sturz im zug in frankreich damals öffnet die blende im objektiv nicht mehr (hoffe habe es richtig beschrieben ) er würde sie gerne wieder benutzen und den gefallen bin ich ihm schuldig in diesem sinne würde ich mich über eine antwort sehr freuen

    patrick galle

  • #5

    Jürgen (Freitag, 01 März 2013 09:29)

    Hallo Patrick,

    leider habe ich deine Email Adresse nicht. Aber ganz kurz, es gibt einige Werkstätten, die sich auf alte Kameras spezialisiert haben. Google mal danach. Da ich meine immer selbst versuche zu reparieren, kann ich dir leider niemand nennen.
    Vielleicht liegt das Problem ja nicht am Sturz und etwas Wärme und viele Auslöser (ohne eingelegten Film)helfen den verharzten Lamellen wieder auf die Beine.

    Viele Grüße

    Jürgen