Warum fotografierst du?

 

Kwerfeldein stellt aktuell die Frage:

Fotografie - warum?

wobei ich diese Frage, aber auch Themen, die eigentlich vorher die Frage beantworten sollten, zur Zeit sehr oft lese und höre.



Es geht dabei vielleicht auch um

Beim Lesen und durchstöbern all dieser Meinungen und Diskussionen kann man sich eigene Gedanken und Meinungen aufbauen.



Jedoch bleibt letztendlich doch die berechtige Frage stehen:

Warum fotografierst du? 

 

Ich fotografiere weil ich gerne kreativ sein möchte.

Manchmal legt sich bei mir so ein kleiner Hebel um. Ich nenne ihn nun einfach mal den Kreativitätsschubhebel. Dieser ist irgendwo bei mir versteckt und legt sich nur in bestimmten Situationen um. Wenn er eingeschaltet ist, dann habe ich richtig Spaß am Suchen und am Finden von Blickwinkeln, Ideen, Lichtverhältnissen, Objekten, Neuem, Alten, Gewohntem und Gebrauchtem...



 

Ich fotografiere weil ich dabei abschalten kann.

Wenn mein Kreativitätsschubhebel auf ON steht, befinde ich mich in einer wunderbaren Watte-Welt und vergesse alles um mich herum. Betrachte mein Objekt lange, ich gehe drum herum, schaue es mir aus verschiedenen Blickwinkel an. Ich schaue durch den Sucher, ich versuche andere Blickwinkel aus und freue mich wie ein kleines Kind, wenn mir wieder was neues einfällt. Währenddessen und danach geht es mir einfach nur gut.

 

 

Ich fotografiere weil ich dabei stehen bleiben kann.

Ich will das oft-zitierte Wort der Entschleunigung nicht strapazieren... Aber ich kann beim Fotografieren (kurz) aus meiner Hektik-Welt aussteigen, mich treiben lassen und die Erwartungen und Verpflichtungen einfach mal (wenn auch nur kurz) zur Seite schieben. Das funktioniert sowohl bei der analogen als auch bei der digitalen Fotografiererei.

 

 

Ich fotografiere weil ich Technik gerne mag

und ich deshalb auch gerne ein technisches Wunderwerk (jede Kamera ist für mich ein Wunderwerk) in die Hand nehme und nutze.


 

Ich fotografiere weil ich meine Bilder mag

und sie auch gerne ausdrucke. In meinem Büro, zu Hause und auf einigen Schreibtischen meiner (geplagten) Kolleginnen stehen meine Bilder in allen möglichen Formen rum (als Kalender, als Bilder, hinter Glas...). Ich mag meine Bilder und ich habe sie gerne um mich herum und bin echt glücklich, Bilder in meinem Leben zu haben, die mir gefallen und die meinen Geschmack treffen. Hier stellt sich die Frage, was sind gute und was sind schlechte Bilder? (oder alternativ, was ist gute oder schlechte Musik?) Zur Beantwortung dieser Frage kann ich keinen Antwort geben.

 

 

Ich fotografiere weil meine (Lieblings-)Bilder vollgepackt sind, mit meinen Erinnerungen, Gefühlen

und mir so die Möglichkeit geben, Momente und Augenblicke festzuhalten, die mich dazu brachten dieses Bild zu machen.


 

Bei der Beantwortung dieser oder ähnlicher Fragestellung werden Fotografen, Hobbyfotografen und ambitionierte (Hobby-)Fotografen und xxx-Fotografen in Kategorien eingeteilt, es werde gute und schlechte Bilder objektiv betrachtet, es wird bewertet es werden Vorurteile rausgekramt, es werden Grabenkämpfe ausgefochten usw.

 

Letztendlich soll doch jeder so fotografieren, wie es ihm in den Kram passt. Ich finde es schwierig darüber zu diskutieren, ob dieses oder jenes ein gutes Bild ist, denn die Qualität eines Bildes kann ich nicht bewerten. Ich kann bewerten ob es mir gefällt oder nicht, ich kann sagen ob es scharf ist oder nicht, ich kann feststellen ob die Drittelregel eingehalten wurde oder nicht, ob der Ozean ausläuft oder nicht....

 

... aber kann ich sagen ob dieses Bild gut oder schlecht ist?

Nein, denn das liegt im Auge des Betrachters und besonders darin begründet, warum jemand fotografiert.

 

Deshalb meine Frage an euch?

Warum fotografiert ihr?


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Kommentare: 6
  • #1

    Yasi (Samstag, 28 März 2015 00:11)

    "Ich fotografiere, weil ich gerne kreativ sein möchte. Ich fotografiere, weil ich dabei abschalten kann. Ich fotografiere, weil meine (Lieblings-)Bilder vollgepackt sind, mit meinen Erinnerungen, Gefühlen." Das unterschreibe ich alles, geht mir genauso. Die anderen Sachen (zum Beispiel Technik und so) stimmt auch, aber die drei Dinge treffen es echt einfach gut :)

  • #2

    Markus (Samstag, 28 März 2015 15:31)

    Toller beitrag, hab mich sehr oft beim Kopfnicken erwischt... Schön geschrieben und tolle Bilder...
    vg Markus

  • #3

    Reinhard (Samstag, 28 März 2015 16:22)

    ... :-) ich habe die Diskussion bei Martin verfolgt... und bei Deiner Antwort auf die Frage nach dem Warum - die ich mir schon viel früher gestellt habe als Manuel, nicke ich immer noch... besser hätte die Antwort auch bei mir nicht ausfallen können...
    Ich bin aber auch nach wie vor der festen Meinung, man sollte sich selbst vor jeder Auslösung fragen: Warum - machst Du dieses Bild überhaupt. Und warum so?...
    Das WIE ist mir schon seit Jahren verloren gegangen.

    Grüßle vom Candy Shop

  • #4

    Netty (Samstag, 28 März 2015 21:25)

    Ich fotografiere, weil es mir Spass macht und ich dabei einfach mal alles Andere vergessen kann...in dem Moment gibt es nur meine Kamera, mich und das Bild im Kopf. Klar gehört Kreativität auch dazu, Dinge einmal anders zu sehen als sonst, ungewöhnliche Perspektiven, Details zu zeigen, die einem sonst nicht auffallen und ich erfreue mich "hinterher" an den Bildern...man ist schon ein bischen stolz darauf, auch wenn das Foto objektiv betrachtet vielleicht nicht perfekt ist ;)
    LG, Netty

  • #5

    Paleica (Montag, 30 März 2015 11:39)

    lieber jürgen, deinen punkten muss ich wirklich weitgehend zustimmen. mein hauptbeweggrund fürs fotografieren ist das festhalten von momenten, weil bilder das gedächtnis besser stützen und ich dann das gefühl habe, dass mir mein leben nicht ganz so unter den fingern zerrinnt...

  • #6

    Conny Lomoherz (Sonntag, 12 April 2015 19:54)

    Du hast schon alle Gründe genannt, Jürgen. Vielen Dank für diese (wirklich wichtige) Rückbesinnung.