Und hier mal wieder eine Kameravorstellung aus dem Quelle-Katalog. Die wunderbare Revue XD2 .
"Wenn FOTO-QUELLE die REVUEFLEX AC 2 als Spitzenmodell des gesamten Programms groß herausstellt, dann hat das seine Gründe. Hier wird zu einem überraschend niedrigen Preis perfekte Technik angeboten."
Wo das Verkaufsversprechen von Quelle Recht haben, hat es Recht. Die AC2 ist eigentlich eine Chinon CE-4, die es bei Agfa als Selectronic 3 gab. Hier hatte sie den berühmten roten Sensorpunkt. Sie ist eine typische 80er Jahre Kamera, wobei sie sich ziemlich wertig anfühlt.
Das besondere an meinem Modell ist, dass sie das wunderbares Auto Revuenon 50mm 1.4 dabei hat, welches übrigens ohne Adapter wunderbar auf eine aktuelle Pentax passt. Das 50 1.4 hat 6 Blendenlamellen und scheint ein hochwertiges Objektiv zu sein. Ganz offen ziemlich weich aber abgeblendet ein Traum. Es könnte sich dabei um ein umgelabeltes Auto Chinon Multi Coated 50mm f1.4 handeln.
Die Kamera hat, wie sollte es in der 80er anders sein, einen elektronisch gesteuerten Selbstauslöser (Einstellbar 10 oder 5 Sekunden Vorlaufzeit). Während man also lächelnd auf das erlösenden Klack der Kamera wartet, blinkt einem die hübsche Leuchtdiode freundlich zu und man muss automatisch lächeln.
Die Kamera arbeitet mit Belichtungsautomatik (Blendenvorwahl) und Offenblendenmessung. Sprich, ich stelle die Blende ein und schwuppdiwupp stellt die Kamera die entsprechende Zeit ein. Die entsprechende Zeit wird im Sucher mithilfe von Leuchtdioden angezeigt (Die Leuchtdioden sind ja das Smartphone der 80er Jahre).
Natürlich ist ein manuelle Modus ebenfalls möglich, hierbei stellt man sich die gewünschte Zeit über das Drehrad ein, blickt durch den Sucher und sieht die eingestellte Zeit (nicht blinkend) und die vorgeschlagene Zeit (blinked). Jetzt muss man nur noch an der Blende drehen, bis die entsprechende Belichtungszeit stimmt. Auslöser drücken und fertig ist das Portrait.
Links, wie bei den meisten Kameras, stellt man die Empfindlichkeit des Films ein. Auch ist eine Belichtungskorrektur möglich (diese wird jedoch nur mithilfe der Filmempfindlichkeit geregelt - machen zwar alle Kameras so, aber manche etwas geschickter als diese alte Dame).
Und wer jetzt nicht mehr weiß, dass ISo 100 den DIN 21 entsprechen hat zur richtigen Empfindlichkeitseinstellung hinten einen Spickzettel, der auch noch den Filmkarton aufnimmt.
Fazit: Die Kamera ist eine schöne 80er-Jahre Kamera, die kein großes Aufsehen erregt. Sie ist jedoch zuverlässig und bei etwas längerer Suche mit schönem Objektiv bezahlbar (unter 50,- in der Bucht zu finden). Sie ist absolut alltagstauglich und zaubert schöne Bilder. Für digitale Pentax-Fotografen ist sie aus einem anderen Grund interessant, denn das wunderbare 50 1.4 kann ohne Adapter problemlos als manuelles Objektiv auf allen neuen Pentaxen genutzt werden, da Pentax ihr Bajonet nach der Umstellung vom M42 nicht mehr geändert hat. Eine Streulichtblende wäre von Vorteil, dann werden die Bilder noch etwas knackiger.
Ich mag diese kleine unauffällige Kamera, sie ist entsprechend klein und leicht und kann dank Automatik schnell zum Einsatz kommen. Außerdem finde ich Revue irgendwie schon cool (Revue ist so Understatement-Retro). Wer eine schöne Agfa findet, darf sich glücklich schätzen, denn die sind seltener und auch teurer. Sie haben aber auch den berühmten roten Sensor. Wer sich überlegt eine kleine Spiegelreflex der Marke Revue anzuschaffen, dann nehmt diese, denn sie ist manch anderen überlegen.
Wie immer zum Schluss, die technische Zusammenfassung:
- Baujahr 1979 - ?
- 135,5 x 83,5 x 50,5
- 560g
- Objektiv: Auto Revuenon 1:1,4/50 mm (Blendenlamellen: 6, Filter Ø: 49mm)
- Verschluss: Vertikal ablaufender Seiko Metallschlitzverschluß mit elektronischer Steuerung mit Zeiten von 8 Sekunden bis 1/1000 B und X
- Manuell Einstellbar - 4 Sekunden bis 1/1000 plus B und X
- Objektivanschluss: K-Bajonet mit Springblendenkupplung
- Sucheranzeige: Verschlusszeitanzeige mit Unter- und Überlichtungswarnfeldern, Leuchtanzeigen für Verschlusszeiten
- Abblendhebel
- Messwertspeicherung
- Mehrfachbelichtungsknopf
- Batterien: 3 Silberoxid (LR44 - keine Quecksilber)
- Preis (1980): 549,- DM
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hpk (Sonntag, 11 Februar 2018 21:47)
Das kann ich nur bestätigen. De Kamera ist handlich und hat alles, was ich brauche und ist dabei ausgesprochen einfach zu bedienen. Sie gefällt mir besser als z.B. die Pentax ME super.
nCp (Mittwoch, 28 Februar 2018 19:58)
Sehr interessant!
Sie ist schwarz, handlich und verfügt über einen Messwertspeicher! Das alles und auch die weitaus praktischere manuelle Bedienung (ein klassisches Rad zur Einstellung der Belichtungszeit anstatt zweier fummeliger Knöpfe) scheinen die Kamera zu einer echten Alternative zur Pentax ME super zu machen - genau diese Punkte haben mir bei den Pentax ME's immer gefehlt.
Vielen Dank für den Beitrag!
Jürgen (Montag, 17 Dezember 2018 06:46)
Hallo zusammen,
ich kann den Bericht nur bestätigen. Ich habe mir 1981 eine AC 2 gegönnt. Es war meine erste Spiegelreflex und ich war lange Jahre glücklich mit ihr. Sie war sehr robust und zuverlässig. Zumal ich durch die fehlenden Automatiken gelernt habe, wie Zeit, Blende und Filmempfindlichkeit zusammenarbeiten, ein Wissen, dass mir heute noch viele Vorteile bringt.
Ich weine ihr zwar nicht hinterher, aber ein bisschen Wehmut kommt bei den Bildern schon auf.
Analogikus Technikus (Samstag, 25 Mai 2019 17:11)
Als "Hobby-Kamerahandwerker", der diese Geräte auch repariert, kann ich dieser positiven Einschätzung bezüglich der Revueflex AC2 bzw. Chinon CE-4 leider nur bedingt zustimmen.
Es mag schon sein, dass diese Kamera mit ihrem herkömmlichen Einstellrad besser zu bedienen ist als z.B. die ansonsten ähnlich gestrickte Pentax ME Super. Aber leider ist die AC2 qualitativ von der Pentax meilenweit entfernt! Warum? Gut, eigentlich müsste einem das wirklich nicht recht hochwertig wirkende ABS-Kunststoffgehäuse und das gar zu geringe Gewicht der Kamera allein schon skeptisch machen. Die eigentliche Überraschung zeigt sich aber erst, wenn man die Kamera für Servicearbeiten zerlegen will. Schon unter der unförmig dicken Kunststoffummantelung des Schnellspannhebels sitzt ein lediglich 0,5mm starkes, grob ausgestanztes Metallblech. Ein in derart "homöopathisch" dimensioniertes Hebelchen ist mir außer bei den Chinons aus dieser Zeit bei keiner anderen Marke untergekommen, nichtmal beim oft zu unrecht viel geschmähten "Low-Class"-Konkurrenten Cosina! Da ist es dann nicht weiter tragisch, dass dieser Hebel auch völlig stümperhaft mit lediglich einer zentralen Kreuzschraube (schön mit Loctite gesichert...) an die Filmaufwickelmechanik "gedrückt" wurde und auch die gesamte Kameramechanik aus einer "Worst-Case"-Kombination von Kunststoff und "grob behauenen" Stahlteilen besteht. Kein Wunder für mich, dass bei gefühlt jeder zweiten AC2 der Filmaufzug im Eimer ist. Das Elend setzt sich beim ebenfalls aus viel zu dünnem Blech gefertigten und daher heute so gut wie immer irgendwie verzogenem Spiegelkasten - kaum eine Kamera die ich hier hatte ohne eine messbare Dejustage der wunderbar mittles winziger Madenschrauben "eingeregelten" Mattscheibe - und der wie eine bewusst als Fehlerquelle konzipierten Elektronik der AC2 bzw. CE-4 fort. Nein, das war auch vor 40 Jahren schon keinem japanischen Kamerahersteller mehr würdig! Hier wurde eindeutig in fast schon "chinesischem Stil" rein kostenoptimiert konstruiert. Für mich daher kein Wunder, dass sich Chinon einige Zeit nach Einführung der neuen PK-Kameras jener Machart aus dem Markt "verabschiedet" hat (ähnlich sah es wohl zur selben Zeit bei Konica aus - der alte "Joghurtbecher" TC-X ist nämlich sogar ein noch schlimmeres Machwerk jener Art!).
Derzeit tritt die AC2 gehäuft in den einschlägigen Internetportalen und auf Fotoflohmärkten auf, eigentlich ein untrübliches Zeichen dafür, dass nun auch die letzten Geräte so langsam das Zeitliche segnet... Wer noch eine funktionierende AC2 hat, sollte sich jedenfalls glücklich schätzen, aber wenn erstmal irgendwo der Exitus eintritt, ist dieses "unterschätzte Gerät" leider ein klarer Fall für die Tonne! Eigentlich traurig für einen Hersteller, der zu M42-Zeiten mit Modellen wie der CX bzw. Revueflex 3000 SL / 2000 CL noch äußerst robust und durchdacht konstruierte mechanische SLR's hergestellt hat, bei denen sich eine Reparatur bis Heute lohnt!
Ulrich Witt (Montag, 20 April 2020 18:49)
ich bin ebenfalls glücklicher Besitzer eines solchen Objektivs. Ich benutze es mit einem Adapter an einer Sony a6500 und bin immer wieder hellauf begeistert von den Ergebnissen. In einer Weise weicht mein Objektiv jedoch von der hier beschriebenen Variante ab: es hat 8 Blendenlamellen. Irgendwo im Netz meine ich gelesen zu haben, dass die 6er-Variante zusammen mit der REVUEFLEX verkauft worden sein soll, während die 8er-Variante einzeln erhältlich gewesen sein soll. Wie auch immer: es ist ein wunderbares Objektiv!
Giovanni (Sonntag, 18 Oktober 2020 14:07)
Gehäuse und Bedienelemente sehen ein bisschen lieblos konstruiert aus. "Nothing to write home about".
CP (Mittwoch, 27 Januar 2021 20:16)
Meine erste Spiegelreflexkamera vom Konfirmantionsgeld gegönnt. Wegen des Pentax-K-Bajonett mein Einstieg in die Pentaxwelt, der ich lange treu blieb.
Susanne J. (Donnerstag, 29 September 2022 11:57)
Ich habe sie mir damals von meinem ersten selbst verdienten Geld gekauft und war "Stolz wie Oskar". Sie hat meine Kleinbild-Sucherkamera von Revue ersetzt. Erst viele Jahre später ist sie dann einer Minolta Dynax 8000i gewichen. Vor ein paar Jahren habe ich mir noch einmal eine alte, gut erhaltene, gebrauchte AC2 aus nostalgischen Gründen ersteigert und sie steht seit dem bei mir in der Vitrine. Eigentlich müssten die Lichtdichtungen ersetzt werden, da ich mit ihr aber sowieso nicht mehr fotografiere, kann ich das theoretisch verschmerzen.
alex heimatland (Sonntag, 05 Februar 2023 19:28)
"Analogikus Technikus" kritisiert und vergibt das Prädikat "Machwerk" an die Revue AC2.
Aus seinem Beitrag entnehme ich die folgenden Grundlagen für sein Urteil:
Eigenen Reparaturerfahrungen mit Materialexpertise sowie umfassende Service- und Marktkompetenz. Letztere weil "gefühlt jeder zweiten AC2 der Filmaufzug im Eimer ist" und "derzeit tritt die AC2 gehäuft in den einschlägigen Internetportalen und auf Fotoflohmärkten auf, eigentlich ein untrübliches Zeichen dafür, dass nun auch die letzten Geräte so langsam das Zeitliche segnet."
Ave atque vale, Analogikus Technikus
Peter S. (Montag, 07 August 2023 21:34)
Habe die Kamera von meinem Vater geerbt und nach einer Revision reaktiviert. Nach etlichen Rollen Fuji Color, Adox Color Mission, Kodak Ultramax 400, Cinestill muss ich sagen, dass das Teil in jeder Disziplin geniale Bilder macht. Neben dem 1:1.4 50 mm Objektiv kommt noch ein Tele 1:2.8 135 mm zum Einsatz. Beides tolle Gläser. Ob Portrait,,Streetfotografie, Landschaft, alles geht mit der Lady. Ich mag die Haptik, den Geruch und das Auslösegeräuch. Ja diese Art von Fotografie will mit Bedacht durchgeführt werden da Film und Entwicklung ihren Preis haben. Aber die Ergebnisse haben einfach einen besonderen Flair.
rolf mg (Samstag, 23 September 2023 15:19)
Hallo,
auch ich bin seit circa 3 Monaten Besitzer einer AC 2. Mir gefielen das Design und die vordergründlich erscheinende Robustheit. Sie kam mit einem Vivitar 55 MM Makro Objetive und einem Vivitar 70 - 210 MM Zoom. Nach dem Einlegen von frischen LR 44 Batterien (3x) war es eigentlich offensichtlich: "etwas ist falsch mit der Elektronik" - im Auto Modus wurden horrend kurze Verschlußzeiten angezeigt - trotz niedriger ASA Werten und schlechten Lichtverhältnissen. Beim manuellen Modus sprangen die Leuchtdioden hin und her..nach einiger Zeit pendelten sich die Dioden dann aber in eine logische Belichtungszeit ein. Wer hat ähnliche Erfahrungen gemacht?? Kann man das reparieren - bzw. lohnt eine Reperatur? Einen Testfilm habe ich bereits gemacht im Auto-Modus....war natürlich hoffnungslos unterbelichtet!
Jürgen (Mittwoch, 04 Oktober 2023 15:12)
Hallo Rolf, das klingt nach einer defekten Elektronik, oder nach einem Fehler im Stromkreis.
Viele Grüße
Jürgen