Ich habe mich im Sommer schon mal drüber ausgelassen, über das Revival der analogen Fotografie...
Und damals habe ich angekündigt, dass ich mir die da zu Weihnachten wünsche...
Gesagt, getan...
und Voilá, da ist sie...
meine Neue...
Es gibt viele Kritikpunkte, die ich immer wieder lese und höre:
- Die fehlende vollständige manuelle Steuerung,
- die Bildqualität ist mit dem Halbformat nicht anspruchsvoll genug,
- feste Brennweite,
- keine Zoom-Funktion,
- zu einfach für Profis,
- eingeschränkte Blitzoptionen,
- Gewicht und Größe (zu groß für eine Halbformatkamera aber gleichzeitig zu leicht für eine stabile Kamera...)
Ok, die Pentax 17 ist nicht auf die Welt gekommen, um eine Spiegelreflexkamera mit vollständiger manuellen Steuerung zu werden, sondern als Immer-dabei-Spaß-Kamera mit Automatik-Modus, Bilder für junge analog Interessierte zu produzieren. Sie wurde auch nicht für alte Männer gemacht, die genau wissen, wie sich eine alte Mittelformatkamera anfühlt oder die die gute alte Wertarbeit vom 123er Daimler schätzen.
Hey, nichts gegen die gute alte Wertarbeit, ich liebe diese und habe einiges davon daheim und feiere jedes alte Stück Technik.
Aber wir alle wissen, es handelt sich hierbei um etwas Neues und nicht wir alten Säcke sind damit gemeint, sondern die neue Generation (oh ja, die schon wieder [Augenroll-Emoji]).
Es gibt einige Gründe, die mich dazu brachten, diese Kamera zu kaufen:
Sie ist kompakt und leicht, sie passt in jede Tasche und ist immer griffbereit. Sie ist einfach zu bedienen und damit perfekt für spontane Schnappschüsse.
Halbformat bedeutet doppelt so viele Aufnahmen pro Filmrolle. Somit gibt es den Film-Look mit einer unnachahmlichen Ästhetik, die digitale Kameras einfach nicht bieten können, für den halben Preis!
Fast schon ein Schnäppchen.
Ich habe gerechnet:
Wenn ich 90 Rollen Kodak Gold verschossen habe, dann habe ich die Kosten für die Kamera wieder drin.
Ab der 91ten Rolle verdiene ich praktisch wieder Geld dazu....
Und ab der 180ten Rolle habe ich so viel Geld gespart, dass ich mir wieder eine neue kaufen kann...
Ok, das klingt eigentlich nach einem Geschäftsmodell.
Wenn ich nun ca. einen Film pro Monat nutze, ok, wir fotografieren mehr, ist zwischendurch ja auch mal Urlaub. Also gehen wir von einem schnittigen Wert von ca. 1,33 (Periode) Filme pro Monat aus, dann bin ich in 5 Jahren und 8 Monaten auf Null. Weitere 5 Jahre und 8 Monate später kann ich dann die nächste Kamera kaufen...
Ich bin dann 66 Jahre und 4 Monate alt...
Klingt doch nicht schlecht, oder?
So, jetzt habe ich die Kamera einige Zeit benutzt...
Und was sage ich dazu?
Die Pentax ist - wie viele schon beschrieben haben - eine besondere Kamera. Ob sie schön ist, kann ich nicht objektiv beurteilen. Ich finde sie subjektiv schön.
Ob sie sich wertig anfühlt oder nicht?
Ich mag sie gerne in der Hand haben, sie fühlt sich leicht an, aber nicht billig. Sie ist gut verarbeitet und die Rädchen und Einstellungen fühlen sich gut an. OK, sie fühlt sich nicht an, wie meine SLRs aus den 70ern aber auch nicht schlechter, wie die 80er und 90er SLR-Plastikbomber.
Der obere Teil der Kamera und die Bodenpartie sind aus einer Magnesiumlegierung gefertigt, sehr leicht aber fest. Der Rumpf ist aus Plastik. Vorne hat sie eine Belederung, diese läuft aber nicht auf der Rückseite weiter.
Nun gut... ist jetzt nicht soooo schlimm.
Dann ist da noch das Problem mit dem leicht verdrehbaren Modus-Rad... aber da ich vorgewarnt bin, achte ich darauf, dass es passt.
Oh ja die Objektivkappe... die vergisst man schon mal. Stimmt, die Kamera leuchtet dann als Warnung, aber ich habe noch nicht raus, wann sie wie leuchtet, oder was welches Leuchtsignal bedeutet.
Und da ist es schon, mein Hauptproblem (wobei das nicht wirklich ein Problem ist) :
Die Leuchtdioden. Diese Dioden sind echt hell und sie leuchten aus unterschiedlichen Gründen, wenn es zu dunkel ist, wenn die Objektivklappe drauf ist, wenn geblitzt wird, wenn der Blitz bereit ist...
Es ist grundsätzlich ok, dass die Kamera mit mir spricht. Ich muss sie noch etwas besser verstehen lernen, aber das wird schon. Es ist auch ok, dass sie in Form von Lichtsignalen mit mir spricht, aber diese sind echt hell. Sie liegen genau am Sucher und insbesondere nachts ist das unangenehm.
Und, wie ist sie sonst so?
Ich habe den ersten Film durch, der jetzt auf die Entwicklung wartet.
Ich nutze sie als immer dabei Kamera. Das bedeutet, sie ist in meiner kleinen immer dabei-Tasche oder in meiner Jackentasche.
In die Hosentasche passt sie nicht wirklich.
Mit ihrem 25er Objektiv, dass einem 35er oder genauer, einem 37er entspricht, passt sie in jede Situation.
Wenn ich sie jemanden in die Hand drücke, dann stelle ich immer den Auto-Modus ein, dann kann der Gegenüber nichts falsch machen.
Als Halbformat produziert sie statt 36 Bilder ganze 72 Stück. Das bedeutet, sie ist so ein Zwischending zwischen analog und digital. Ich mache mehr Bilder und Schnappschüsse. Auch habe ich sie gerne dabei, wenn wir abends das auxburger Nachtleben aufmischen, dann bietet der unkomplizierte Automatikmodus sich an, der zur richtigen Zeit blitzt.
Der Sucher ist hochkant und ich mag das. Ich fotografiere gerne hochkant und dann kommt mir das natürlich entgegen. Wobei es sich etwas komisch anfühlt, wenn man die Kamera für eine Queraufnahme drehen muss.
Erstes Fazit:
Ich benutze sie gerne, sie ist (für mich) intuitiv zu bedienen. Sie fühlt sich sehr angenehm in meiner Hand an.
Sie ist keine SLR, dafür ist sie auch nicht angetreten, aber sie ist mehr als meine kleine Automatik Olympus AF-1. Sie ist immer dabei und ich fotografiere viel mit ihr. Ich habe wenig Angst vor Kratzern oder Fallunfällen. Sie fühlt sich ziemlich richtig an.
Ich finde, sie ist nicht nur eine Einsteigerkamera, sondern eine schöne, feine (halb-)automatische analoge Kamera, mit der man einiges anstellen kann. Auch als jemand, der gerne und viele analoge Kameras nutzt, passt sie gut in mein Portfolio. Es gibt tausend Gründe, sie nicht zu kaufen, sie nicht zu mögen, aber es gibt genügend Gründe sie zu mögen.
Leider zieht bei mir die objektive rationale Betrachtung nicht, ich bin ein Gefühlsmensch und muss sagen, sie fühlt sich sehr sehr sehr gut an. Ich fotografiere gerne mit ihr, ich habe sie gerne dabei und das sind meine Gründe, die derzeit für die Kamera sprechen. Ok, sie ist neu und neue Kameras sind schon toll. Ich bin gespannt, was ich dazu in einigen Monaten sage.
Ich lasse euch also mit meinen ersten Eindrücken zurück und berichte weiter, wenn Bilder da sind oder sonstige tolle Dinge passieren.
Und zum Schluss noch die technischen Details:
Kompaktkamera für 35mm Filme, Halbformat, feste Brennweite
Fokussierung:
Manuell, 6 Fokuszonen (∞, 3m, 1.7m, 1.2m, 0.5m, 0.25m)
Verschluss:
1/350 - 4 Sek.
Belichtung:
Auto, Programmautomatik, Bokeh, Bulb, Langzeitsynchronisation, Tageslichtsynchronisation
Objektiv:
25mm (37mm äquivalent), 3 Elemente in 3 Gruppen, 40,5 mm Filtergewinde
Blitz:
Eingebaut
Strom:
3 V Lithiumbatterie (CR2)
Abmessungen: 1
27 x 78 x 52 mm, 290 g (betriebsbereit)
Sucher mit 0.38x Vergrößerung und manuelle ISO-Einstellung (50-3200)
Kommentar schreiben
oli (Dienstag, 07 Januar 2025 21:23)
Ja, ein schönes Stück (Retro-)Technik.
Für meinen Geschmack ein wenig zu teuer - zudem fehlt mir derzeit der Analog-Workflow.
Die Drogerie macht zwar SW Entwicklung, aber keinen Scan auf CD. Zudem dauert das unendlich lange… Ich schaue gerade nach so all-in-one-Dia/Film Scanner...
Jürgen (Mittwoch, 08 Januar 2025 00:02)
Hi Oli,
das mit dem analog Workflow hatte ich auch. Mittlerweile schicke ich meine Filme nach Berlin zu Foto Kotti. Dort wird entwickelt und auch gleich gescannt. Und ich bekomme die Bilder direkt als Datei zum runterladen in einer guten Qualität.
,
JimB (Donnerstag, 09 Januar 2025 03:45)
There was a time when I shot one of those. Great photo of it.